
Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung haben ein hohes Risiko psychische Erkrankungen zu entwickeln. Psychische Erkrankungen bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung haben in der Regel eine multifaktorielle Entstehungsgrundlage, die auf biologischer, psychologischer, sozialer und entwicklungsbezogener Ebene sowie im Hinblick auf prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren betrachtet werden kann. Die Entstehung ist ähnlich zur Bevölkerung ohne intellektuelle Beeinträchtigung, jedoch mit zusätzlicher Komplexität: darunter zählen u.a. die zusätzliche Wichtigkeit von Entwicklungsfaktoren, Bindungsbeziehungen, kommunikativen Fähigkeiten, Verhaltensphänotypen von Syndromen, soziale Nachteile und zusätzliche körperliche Erkrankungen.
Mehr als die Hälfte aller Menschen mit intellektueller und Entwicklungsbehinderung zeigt sogenanntes herausforderndes Verhalten unterschiedlichster Art und Ausprägung. Das Spektrum erstreckt sich von meist harmlosen motorischen oder verbalen Stereotypien über sozial störendes Verhalten bis hin zu schweren aggressiven Durchbrüchen. In der Betreuung ist es deshalb wichtig zu erkennen, welche Funktion das Verhalten einnimmt und welche bestimmten Interventionen es bedarf. Dafür ist es erforderlich, das Verhalten zu verstehen und abzuklären, welche körperlichen,
psychischen und/oder psychosozialen Ursachen ihm eventuell zugrunde liegen. Dadurch können dann im Weiteren die jeweils geeigneten Maßnahmen im Rahmen von Assistenz, Hilfen oder Therapie eingeleitet werden. Dies stellt das gesamte Umfeld eines Menschen mit intellektueller und Entwicklungsbehinderung vor große Herausforderungen.
Bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung kann die Differentialdiagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen und herausforderndem Verhalten keine rein ärztliche Aufgabe sein. Vielmehr muss alltagsnah und damit zwingend multiprofessionell über verschiedene Lebensbereiche hinweg gearbeitet, eingeschätzt und beobachtet werden. Diese pädagogische Fortbildung vermittelt psychiatrisches Wissen und Zusammenhänge, die bei der Differenzierung von herausforderndem Verhalten, Hinweisen auf psychische Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen unterstützen.
Inhalt
- Historische Aspekte der psychiatrischen Behandlung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung
- Herausforderungen in der psychiatrischen Behandlung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung
- Psychiatrische Störungsbilder
- Genetische Syndrome
- Entwicklungsstörungen und herausforderndes Verhalten
- Diagnostisches Vorgehen
- Behandlungsmöglichkeiten
- Pädagogische und milieutherapeutische Betreuungskonzepte
Lernziele
Ziel dieser Fortbildung ist es, pädagogischen Mitarbeitenden ihre Verantwortung in der psychiatrischen Diagnostik und Behandlung deutlich zu machen und sie zu befähigen, im Sinne der von ihnen betreuten Personen eine versierte psychiatrische Behandlung zu begleiten. Ziel ist es auch, die pädagogische Verantwortung zu erkennen: Herausfordernde Verhaltensauffälligkeiten, die kein Symptom psychischer Erkrankungen sind, liegen im Aufgabenbereich der Pädagogik. Psychische Stabilität wird nur zu einem kleineren Teil durch Medikation erreicht. Die Vermittlung von Kompetenzen und von Bewältigungsstrategien und vor allem die Gestaltung des sozialen Umfelds sind für die seelische Gesundheit von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung von viel größerer Bedeutung, wodurch die pädagogische Begleitung von psychisch erkrankten Menschen unabdingbar ist.
Methoden
- Powerpoint-Vortrag (incl. Handout)
- Gruppenarbeit, auch anhand von Fallbeispielen
- aktive Diskussion mit den Teilnehmenden
Seminar
1 – 2 Tage Inhouse Schulung
Zielgruppe
Fachkräfte und Betreuungspersonal in der Behindertenhilfe
Kosten
nach Vereinbarung